Unsere Geschichte – die Geschichte des ältesten Würstelstand Wiens!
Leopold Mlynek jun
Leopold Mlynek

 

 

Leopold Mlynek jun (Geschäftsführung 1969-2014) erzählt die Geschichte des Würstelstand LEO:

„1928 gründete mein Vater Leopold Mlynek sen. den ersten Würstelstand Wiens.“

 

 

„Damals stand der Wagen vor der Apotheke Auge Gottes. Bis vor ca. 30 Jahren gab es verschiedene Berechtigungen für Tag-oder Nachtbetrieb. Im Jahre 1952 wurde unser Verkäufer Fritz Wilfing angestellt, welcher 25 Jahre lang 6 Nächte in der Woche tätig war. Unser Fritz wurde ein echtes Wiener Original. In diesen Jahrzehnten und auch heute noch kamen und kommen viele Prominiente aus Kultur, Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu unseren Würstelstand.

Unser berühmtester Gast war der damals amtierende Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky, der in das Stammbuch unseres Verkäufers Fritz schrieb: Besser als vor Stunden beim Festbankett, schmeckt mir jetzt Die Heisse beim Würstelstand.

Selbstverständlich ist das nicht der gleiche Stand wie 1928 – es Ist bereits die vierte Generation und wurde 1997 neu, nach modernsten Erkenntnissen gebaut. Im Jahre 1987 übersiedelten wir mit unserem Standplatz auf die gegenüberliegende Insel beim Taxistandplatz vor dem jetzigen Cafe Blau-Stern.

Unser Fritz war 25 Jahre bei uns beschäftigt und zwar von Dienstag bis Sonntag von 8 Uhr abends bis 4 Uhr früh. Montag war sein freier Tag.

Eigentlich wollte er nicht, dass ein anderer Mensch für ihn arbeitet, er wollte sich doch nicht in die Karten schauen lassen. Einmal im Jahr hatte er zwei Wochen Urlaub, denn im Jahre 1953, als er begann, waren eine 48 Stundenwoche und eben nur 2 Wochen Urlaub pro Jahr die Norm. Dies hat sich natürlich im Laufe der Jahre verändert. Heute sind es immerhin 5 Wochen Urlaub und wir haben die 40 Stundenwoche.

Unser Fritz war ein eigener Typ. Seine Gäste begrüsste er immer mit: Servus mein Freund! Außerdem war er ein fanatischer Fussballanhänger und als Döblinger natürlich Vienna-Anhänger. Die Fussballergebnisse wurden von seinen Kunden und Freunden am Abend, bzw. in der Nacht nachgefragt und gerne wurde gemeinsam darüber diskutiert. Wenn Studenten Geldnöten waren, ließen diese beim Fritz aufschreiben. Am nächsten Monatsersten, wenn die Studenten das Geld von zuhause bekamen, bezahlten sie die Schulden mit einem kleinen Aufschlag gerne zurück. Einmal kam ein Kunde zu ihm und gab Fritz eine grössere Summe für eine Burenwurst und erklärte ihm, dass er heute ein gut verdienender Generaldirektor sei, dieser Betrag eine Kleinigkeit für ihn sei. Er würde ihm das nie vergessen, dass er als Student, wenn er Hunger hatte, aufschreiben (Schulden machen) lassen konnte.

Der ehemalige Bundeskanzler Dr. Kreisky kam auch öfter zu ihm Burenwurst essen und schrieb ihm ins Stammbuch, dass ihm die Wurst beim Würstelstand besser geschmeckt hat, als vorher das Festessen beim Bankett. Wie Kreisky das erste Mal kam, fragte der Kriminalbeamte, wie viel er bekomme und Fritz meinte öS 100,-. Daraufhin fragte der Kriminalbeamte unseren Fritz ob er deppert geworden sei und Fritz meinte, er sei nur ein armer Knecht und dies ist der grosse Bundeskanzler. Dr. Kreisky hörte dies, lachte herzlich und von dieser Zeit an bekam er 100 Schilling. (Ob es wahr war, weiss ich nicht, aber Fritz erzählte mir das so.)“